PSA braucht gute Nachrichten – und es gibt welche, die darauf reinfallen

Unternehmen verweisen gern auf ihre wirtschaftliche Potenz. Das gilt besonders dann, wenn sie gerade ein anderes Unternehmen schlucken wollen. Schließlich sollen Mitarbeiter, Partner und besonders Kunden Vertrauen fassen, um der anstehenden Übernahme zuzustimmen.

PSA, die Konzernmutter von Peugeot, Citroën und der in Deutschland kaum als eigene Marke wahrgenommene Modellreihe DS, will – möglicherweise – Opel kaufen. Da können ein paar positive Meldungen sicher helfen. Denn die Franzosen waren in den vergangenen Jahren selbst in einem wirtschaftlich schweren Fahrwasser unterwegs. 2013 betrug der Konzernverlust satte 2,2 Milliarden Euro. Ein Jahr später betrug das Loch in der Firmenkasse immerhin auch noch 555 Millionen Euro. Erst 2015 fuhr PSA nach langer Durststrecke erstmals wieder einen Gewinn in Höhe von 1,2 Milliarden Euro ein.

Die Zahlen für 2016 liegen noch nicht vor. Allerdings gibt es Hinweise, dass das zurückliegende Geschäftsjahr der Franzosen nicht so erfolgreich wie gewünscht verlief. Schon im Oktober verkündete das Manager Magazin: Peugeot falle zurück und verliere Marktanteile. Das ist, zumindest in Deutschland auch der langfristige Trend der Franzosen. Denn im Januar 2017 lag der Peugeot-Marktanteilin Deutschland nur noch bei bei 1,8 Prozent. Vor sieben Jahren konnten sich die Peugeot-Händler noch über einen Marktanteil von 3,5 Prozent freuen.

Deshalb muss jetzt die Handelsbilanz ran

Donnerstag dieser Woche trudelte folgende Meldung in meinem Postfach ein:

Als führender Automobilkonzern hat die Groupe PSA annähernd 5 Milliarden Euro Überschuss zur französischen Handelsbilanz 2016 erwirtschaftet …

… Überschuss in Höhe von 328.000 exportierten Fahrzeugen … Beitrag zum Handelsbilanz-Überschuss in Höhe von 4,816 Milliarden Euro

Bei der Handelsbilanz handelt es sich um die Gegenüberstellung der Ausfuhr (Export) und Einfuhr (Import) von Waren einer Volkswirtschaft. Insofern sollte sich niemand von den Peugeot-Meldung blenden lassen. Denn der Exportüberschuss eines Unternehmens sagt nix zum Unternehmenserfolg. Bis 1989 verkauften besonders Ostblock-Unternehmen ihre Produkte als Dumpingware unter Herstellungskosten in den Westen, um im Auftrag des Staates Devisen zu erwirtschaften. Trotz dieser Exportüberschüsse waren die Ost-Betriebe betriebswirtschaftlich betrachtet Verlustbringer.

Einmal mit Profis – wie wunschauto24.com die Überschrift verkürzt

Einmal mit Profis – wie wunschauto24.com die Überschrift verkürzt – Screenshot vom 18.02.2017

Deshalb sollte niemand von einem Überschuss bei PSA schreiben. Was, um es hervorzuheben, zumindest Peugeot auch nicht tut. Das übernehmen stattdessen Experten wie auto-reporter.net und wunschauto24.com. Beide verkürzen die Überschrift der Pressemitteilung auf “Autokonzern PSA: 4816 Milliarden Euro Überschuss”. Das ist natürlich Blödsinn. Aber was will man von Plattformen, die ansonsten 1:1 die Pressemitteilung von Peugeot übernehmen auch erwarten?

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