Viel Schwarz und Weiß in der „Grauzone“

Der Best-Kunstraum in Essen Kettwig eröffnete am Freitag Abend seine Ausstellung „Grauzone“.

Was passiert wenn man die unbunten Farben Schwarz und Weiß mischt? Viel Schwarz und wenig Weiß ergibt ein sehr dunkles Grau. Viel Weiß und wenig Schwarz ergibt ein sehr helles Grau. Das Verhältnis zwischen Weiß und Schwarz bestimmt also den Farb- bzw. Nicht-Farbton.

Unendlich viele Nuancen zwischen den Polen Schwarz und Weiß, Hell und Dunkel, Gut und Böse entstehen durch ein bisschen mehr von dem einen oder ein bisschen weniger von dem anderen. Demnach ist also in der Grauzone alles möglich. Im Best-Kunstraum zeigen in der gleichnamigen Ausstellung noch bis zum 5.April sechs Fotografen ihre ganz eigenen Nuancen, die zwischen Polaroid, Landschaftsfotografie, Installation und Reportage einen weiten Bogen spannen.

Zunächst am auffälligsten sind die geschundenen Kinder. Verstümmelte, schwer verletzte und traumatisierte Kinder ziehen den Blick und die Gefühle mit großer Macht an sich. Brigitte Kraemer, geboren 1960 und erfahrene Reportage-Fotografin, besuchte 2004 das Friedensdorf in Oberhausen, wo Kinder aus der ganzen Welt Heilung und Zuflucht finden. Kriegsopfer, deren medizinische Versorgung in ihrem eigenen Land nicht zu gewährleisten ist, kommen zu einer oft lebensrettenden Behandlung nach Deutschland. Zur Rehabilitation, die Jahre dauern kann, bleiben sie in Oberhausen.

Brigitte Kraemers Fotos schocken, zeigen aber trotzdem "die Hoffnung, dass es besser wird.", so Anne Berlit, die gemeinsam mit Peter Stohrer die Galerie führt. Doch die anrührenden Fotos der Kinder stehen in einem unauflösbaren Kontrast zu ihrer Präsentation. Perfekt gerahmt, in ein kostspieliges Schrägschnitt-Passepartout und einen Aluminium-Rahmen gebettet, sind sie nicht mehr, als professionell zum Verkauf präpariertes Elend. Birgit Kraemer hätte diese Fotos besser ihrem Buch "Friedensengel" vorbehalten sollen, in dem sie schon vor drei Jahren veröffentlicht wurden.

In bescheidenerer Präsentation, aber auf ihre Weise nicht weniger beeindruckend sind die Natur-Grafiken von Peter Berlit. Mit einem sehr analytsichen Auge bildet er die Spuren ab, die Wasser und Wind auf den Salzseen der argentinischen Anden hinterlassen. Wie sich die streng geometrischen, wabenartigen Formen im Salz bilden, ist nicht klar, doch sie scheinen , wie von einer riesigen Hand in die unendliche Weite gezeichnet zu sein.

Ein Besuch in der "Grauzone" lohnt sich nicht nur, um das eigene Schwarz-Weiß mal gründlich aufzumischen.

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