Kein Wiederholungsspiel für das Phantomtor – Wäre ein Technik-Einsatz sinnvoll?

Kaum ein Ereignis in der Fußball Bundesliga wurde in der jüngeren Vergangenheit so stark diskutiert, wie das Phantomtor von Stefan Kießling. Im Spiel seiner Leverkusener bei Hoffenheim hatte der Stürmer vor gut einer Woche mit einem Kopfball das Außennetz getroffen. Durch ein Loch in eben diesem Netz fand der Ball schließlich etwas unerwartet den Weg ins Tor.

Dazu, wie das in der Plastikwelt von Hoffenheim passieren kann, hat nicht nur Rudi Völler seine persönliche Theorie. Und den Regeln entsprechend ist das kein Tor, weil der Ball nicht den Weg über die Torlinie gefunden hat. Allerdings, das lernten wir, wenn der Schiedsrichter trotzdem ein Tor pfeift, ist das dann doch ein Tor. Denn eine Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters kann die Regel, nach der der Ball für ein reguläres Tor die Torlinie überqueren muss, außer Kraft setzen.

Dazu reicht, dass der Schiedsrichter den Weg nicht genau verfolgt hat. Und deshalb nun annimmt, der Ball habe wohl den richtigen Weg ins Tor gefunden. So einfach kann das sein. Sobald das Spiel nach der Fehlentscheidung mit einem Anstoß fortgesetzt wurde, gibt es kein zurück mehr. Das Phantomtor zählt und kann auch später nicht mehr zurückgenommen werden. Schon gar nicht, wenn das Spiel auch noch beendet wurde.

Denn die Tatsachenentscheidung ist für die FIFA als Hüter des Fußballspiels ein hohes Gut. Sie bricht offensichtlich sogar die eigenen Regeln. Inzwischen hat das DFB-Sportgericht aus diesen Gründen einen Einspruch der Hoffenheimer abgewiesen. Da die Hoffenheimer auf einen Einspruch verzichten, ist das Urteil endgültig.

Das Spiel wird 2:1 gewertet, obwohl nur zwei regelgerechte Tore und eben ein Phantomtor gefallen sind. Inzwischen, nach einem umfangreichen Studium der TV-Bilder sind sich alle einig, dass der Ball in Hoffenheim nicht den richtigen Weg ins Tor genommen hat. Aber das zählt ja nicht, wegen der Tatsachenentscheidung.

Mir persönlich gefällt die Wertung des Spiels mit 2:1 für Leverkusen sehr gut. Schließlich würde ich bei jedem anderen Endergebnis beim Tippspiel ich im Büro die Höchstpunktzahl verlieren. Hatte ich mit meinem unendlichen Sachverstand ausgerechnet dieses Spiel richtig vorhergesagt. Doch lassen wir dieses Einzelschicksal mal weg.

Warum kommt es eigentlich zu solchen Fehlentscheidungen?

In der Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht sprach Schiedsrichter Dr. Felix Brych gestern von einer eingeschränkten Sicht. Ähnlich äußerte sich der „Torschütze“ Stefan Kießling. Das kann passieren. Doch im Profi-Fussball geht es um viel, viel Geld. Warum verzichtet die Bundesliga auf den TV-Beweis oder eine Torlinientechnik?

Mit beiden Hilfsmitteln wären solche Fehlentscheidungen wie in Hoffenheim schnell Geschichte. Trotzdem lehnen die DFL und der DFB diese Hilfsmittel bisher ab. Sie möchten nicht, dass sich der Profi-Fußball zu sehr von der Basis entfernt. Schließlich sei nicht zu erwarten, dass sich die vielen im DFB organisierten Freizeitsportler die teure Technik leisten können.

Ich halte das für ein vorgeschobenes Argument

Hier wird eine künstliche Nähe zur Basis aufgebaut, die doch längst nicht mehr vorhanden ist. Da hilft auch nicht, dass fast jedes Jahr ein rühriges Amateur-Team in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals gegen Bayern München spielen darf. Blicken Sie zum Beispiel mal in den Nachwuchsbereich. Versuchen Sie als Trainer der F- oder E-Jugend eines Kreis- oder Landesligisten einmal ein Spiel gegen die Nachwuchsmannschaft eines Bundesligisten zu vereinbaren.

Es wird Ihnen nicht gelingen! Die Profi-Vereine spielen schon mit ihren Jugend-Mannschaften gern nur untereinander. Man müsse die Jugend früh an den hohen Wettbewerbsdruck gewöhnen. Der Bezug zur Basis ist also längst verloren gegangen. Da ändert ein Chip im Ball auch nichts mehr. Selbst wenn ich dann im Büro ein paar Punkte im Tippspiel verlieren würde.

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