Können Fliegen irren?

Vor einer Woche habe ich hier die Frage gestellt, wie man eigentlich die Qualität von Beiträgen im Internet messen kann. Dabei habe ich geschrieben, dass ich den Ansatz von Ebuzzing für zumindest schlecht umgesetzt halte. Kaum war mein Artikel am vergangenen Sonntag öffentlich erhielt ich eine E-Mail mit der Ankündigung des Projekts der 1000 Fliegen. Denn – wie der Zufall es will – die Düsseldorfer Online-Agentur active value GmbH und der Journalist Jens Schröder haben, wenn auch schließlich mit einem Tag Verspätung, in der zurückliegenden Woche ihren Ansatz zur Bewertung von Veröffentlichungen im Internet vorgestellt.

Mit der Webseite 10000flies.de veröffentlichen sie täglich um 8 Uhr morgens eine Art Hitparade des Internets. Dazu zählen sie einfach die Verweise in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Google+ zusammen. Jedes Like, jeder Tweet und jedes +1 bringt einen Punkt und wird mit allen Hinweisen, die ein Beitrag bekommt, zusammengezählt. Nach eigenen Angaben beobachtet man dazu zurzeit eine vierstellige Zahl von Quellen, die insgesamt monatlich rund 250.000 Beiträge veröffentlichen. Neben den täglichen Charts stehen auch Wochen und Monats-Charts zur Verfügung. Auf der Seite kann man zurzeit bis zum 1. Januar 2013 zurückblicken. Entwickler und Ideengeber Jens Schröder spricht in seinem Blogbeitrag zur Verteilung der Fliegen nebenbei davon, dass die Plattform auch im Dezember bereits Zahlen gesammelt habe.

Netter Ansatz, aber was sagt das über Qualität aus?

Wenig, denn das Prinzip, die Hinweise in den bekannten sozialen Netzwerken zu zählen, ist und bleibt einfach ein quantitativer Ansatz. Wer sich bei seiner Beobachtung nur auf diese Merkmale beschränkt, der baut zwangsläufig eine Übersicht, die die großen Player wie Bild oder SPIEGEL ONLINE in den Mittelpunkt stellt. Ein Blick in die aktuelle Tageswertung zeigt das sehr deutlich.

In den heutigen Top 50 dominieren große Verlagsangebote sowie die Angebote der TV-Sender. Mit dem VEGANBLOG.DE, Oliver Wellmann und ELSÄSSERS BLOG dringen nur wenige eher unbekannte Anbieter in die Hitparade des Tages ein. Wirklich Überraschendes wird man mit 10000flies.de also vermutlich nicht finden. Da bleibt Rivva, wo im Unterschied zu 10000flies.de eben auch Links zwischen Blogs- und Nachrichten-Quellen berücksichtigt werden, das geeignetere Angebot. Mal losgelöst davon, dass auch 10000flies.de natürlich wieder dokumentiert, dass sich die Netzkultur immer mehr in soziale Netzwerke verlagert und private Blogs mit klaren Inhaltskonzepten darum kämpfen müssen, nicht in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.

Abschließend stellt sich daher nur noch die Frage, warum die Entwickler ihr Projekt ausgerechnet 10000flies.de genannt haben. Ich frage mich, ob uns die Macher der virtuellen Fliegen mit ihrer Namenswahl etwas sagen möchten. Wenn man das Tagesranking sieht, könnte man das nämlich fast meinen. Schließlich ernähren sich echte Fliegen gern von im Zerfall befindlichen Dingen. Glaubt man 10000flies.de, so ist das im Internet offensichtlich fast genauso.

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