Der Geist von Herbert Knebel

Unter dem Titel „Schön geworden“ zeigt der Wissenschaftspark Gelsenkirchen Portraits von Harald Hoffmann

Harald Schmidt, Placido Domingo, Katharina Thalbach, Christoph Schlingensief, Klaus Wowereit und viele weitere Größen der Unterhaltungsindustrie und der Politik haben nicht nur ihr mehr oder weniger öffentliches Leben gemeisam. Einer hatte sie nämlich alle. Der Mülheimer Fotograf Harald Hoffmann portraitiert die „Promis“ so, als seien sie gerade in unseren Freundeskreis hinein geschneit. Diese analytische und dennoch einfühlsame Art der Fotografie verkauft sich natürlich prächtig und bringt zudem neue Ansichten von vermeindlichen Bekannten mit.

Manche Tage fangen schon mit einem Rückschlag an. Guter Dinge fuhr ich am frühen Morgen zum Gelsenkirchener Wissenschaftspark, um mir die Ausstellung "Schön geworden" von Harald Hoffman anzusehen. Ein paar anschauliche Fotos wollte ich auch noch machen. Doch das Grinsen aller professionellen Fotografen der Welt spürte ich schon im Nacken, als ich die riesige, Licht durchflutete Halle betrat. "Wie oft war ich schon hier?", fragte ich mich und meine rechte Hand schlug im gleichen Moment vor meine Stirn. Noch bevor ich überhaupt eines der ausgestellten Fotos gesehen hatte, war mir im wahrsten Sinne des Wortes sonnenklar, dass ich von dieser Präsentation kein einziges vernünftiges Bild nach Hause bringen würde.

Eine Ausstellungssituation zu fotografieren ist ohnehin schon schwierig. Meine fotografischen Fähigkeiten kann man mit gutem Willen als rudimentär bezeichnen. Zum Glück macht die Canon fast alles selbstständig und in der Regel folge ich ihren Bevormundungen sklavisch. Doch ohne Stativ ist die beste Kamera oft nur Makulatur. Also ging gar nichts. 

Die Fotografien von Herbert Hoffmann hängen entlang der 300 Meter langen Galerie – alle natürlich genau gegenüber der ebenso langen Fensterfront, die in viele mobile Parzellen unterteilt ist. Werden sie hochgefahren, wird der graue Steinboden wie von Zauberhand zum Ufer der vor der Fassade liegenden Wasserlandschaft.

Leider ist die Verbindung von direkt einstrahlendem Sonnenlicht und nicht entspiegeltem Rahmenglas tödlich. Ich suchte verzweifelt, doch ich fand keine einzige Perspektive, aus der die Reflektionen der Stahlstreben Iris Berben oder Anne-Sophie Mutter nicht brutal durchschnitten hätten. Die brillianten Hoffmann-Portaits wollte ich nicht verhunzen, so blieben mir nur noch die Geister. Der von Herbert Knebel zum Beispiel, der wie eine durchscheinend wabernde Gestalt in der großen Halle zu schweben scheint.

Ohne hier einen realistischen Eindruck der Fotografien von Harald Hoffmann zeigen zu können, möchte ich um so mehr den Besuch dieser Ausstellung empfehlen. Denn Hoffman zeigt sehr eindringliche Portaits, der Gesichter, die wir aus den Medien kennen. Er schmeichelt, entlockt zugleich aber einen ganz persönlichen Blick, der uns glauben macht, dass diese Person in diesem Moment nur uns ihre ganze Aufmerksamkeit schenkt.

Eine sehr schöne kommentierte Vorschau der Fotos gibt es bei Westart

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