Apple heißt nicht Apfel, verbietet aber Äpfel im App Store!

Apple verbiet im App Store die Verwendung des Worts Apfel im Namen von Apps. Das geht in meinen Augen gar nicht und ist einen Aufschrei wert!

Um es klarzustellen, ich nutzte seit 1992 Rechner von Apple. Mein erster Mac war ein LC II mit einem Motorola 68030 Prozessor. Er war im Studium die perfekte Schreibmaschine. Es folgte ein Performa 630, den ich schnell an meine Schwester weiterreichte. Denn Apple präsentierte den Power Macintosh 6100 mit dem damals revolutionären PowerPC-RISC-Prozessor. Etwa zeitgleich begann ich, mich mit Linux zu beschäftigen.

Ich kam vom Weg ab und ersetzte meinen Power Mac durch einen Selbstbau-PC mit Linux. Doch vor – auch schon wieder – mehr als einem halben Jahrzehnt kehrte ich mit einem Mac mini zu Apple zurück. Schuld daran war das zuvor erworbene iPhone. Heute schreibe ich meine Blogbeiträge mit einem iMac und nutze unterwegs ein Macbook. Kurz um, es läßt sich wohl mit Fug und Recht behaupten, dass ich ein treuer Kunde bin.

Trotzdem bin ich entsetzt, wie Apple aktuell in seinem App Store mit Namen umgeht. Denn das Unternehmen Apple lehnt es ab, dass Apps in App Store zu iOS das Wort Apfel im Namen tragen. Richtig gelesen, es geht um das deutsche Wort Apfel. Also die Übersetzung des Firmennamens. Als Begründung führt Apple eine „Verwechselungsgefahr“ an. Nutzer könnten, so das Unternehmen, eine App mit dem deutschen Wort Apfel im Namen für ein offizielles Angebot von Apple halten.

Hält Apple seine Kunden für so doof?

Unabhängig davon finde ich, dass dieses Verhalten einen Missbrauch des virtuellen Hausrechts darstellt. Ich kenne inzwischen zwei Fälle, wo Apple auf den Namen von Apps durch Verweigerung Einfluß nimmt. Erstmals hörte ich im Apfelfunk, einem wöchentlichen Podcast rund um die Applewelt, davon. Die Macher dieses Podcasts, Jean-Claude Frick und Malte Kirchner bieten seit dem Frühjahr eine App an, um die eigene Community zu verknüpfen.

Natürlich wollten Frick und Kirchner ihre App Apfelfunk nennen. Denn unter diesem Namen haben sie erfolgreich ihre Zuhörer. Apple verweigerte diese Namenswahl. Deshalb heißt die App zum Apfelfunk jetzt Funkgerät. Obwohl Apple zeitweilig zumindest teilweise ein Einlenken signalisierte. Doch „Apfelfunk, Jean-Claude Frick und Malte Kirchner“ (oder ähnlich) wollten die Zwei ihre App nicht nennen.

Screenshot vom 01.07.2017

Screenshot vom 01.07.2017 – Die Umbenennung von Apfeltalk in at.mobile ist bei Google noch nicht angekommen.

Nach Jean-Claude und Malte erwischte es jetzt auch die Macher der Online-Plattform Apfeltalk, zu der neben einem Online-Magazin auch eine große Community gehört. Auch sie mussten ihre App umbenennen. Denn offensichtlich sind die Bedenken bei Apple neu. Die App der Onlineplattform war einige Zeit als „Apfeltalk“ im App Store verfügbar. Beim Update wurde aus der App „Apfeltalk“ kürzlich „at.mobile“.

Hallo? Geht es noch?

Das Verhalten von Apple ist inakzeptabel! Und übrigens auch ziemlich inkonsequent, doch der Reihe nach. Natürlich haben Unternehmen ein Recht darauf, sich vor Trittbrettfahrern zu schützen. Doch das sogenannte Markenrecht setzt dem durchaus Grenzen. So ist es nicht möglich, ein Wort wie Apfel generell zu schützen. Schützbar ist ein Wort als Marke nur in ausgewählten Markenklassen.

Weltweit haben mehr als 140 Länder das ursprünglich i1957 in Nizza vereinbarte System in nationales Recht umgesetzt. Dazu zählen neben den USA auch alle EU-Staaten. Apple hat daher seinen Namen in der Klasse 9 unter „Computer und Rechner“ bereits 1978 auch in Deutschland eintragen lassen. Im Laufe der Jahre schützte sich Apple seinen Namen auch in weiteren Klassen. Das ist grundsätzlich nachvollziehbar.

Im öffentlichen Register des Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) gibt es in der Klasse 13 keinen Eintrag des Worts Apple. So ist es möglich, dass jemand Apple als Namen für Schusswaffen, Munition und Geschosse, Sprengstoffe oder Feuerwerkskörper schützt. Der Gesetzgeber sieht extra vor, dass ein Begriff für unterschiedliche Produkte steht. Die Verwechselungsgefahr schließen Juristen durch die Bedienung unterschiedlicher Markenklassen aus.

Offenbar trauen die Organe der Rechtspflege den Verbrauchern offensichtlich mehr zu als Apple. Doch unabhängig davon ist der Schutz des Begriffs Apple nichts wert, wenn jemand sein Produkt Apfel nennt. Denn geschützte Marken gelten nicht automatisch auch für eine Übersetzung. Sie gelten immer genau für das Eingetragene. Apple ist – im Sinne des Markenrechts – eben ganz eindeutig nicht Apfel. Und ein Apfel kein Apple.

Apple hat keine Markenrechte am Wort Apfel!

Dazu kommt, dass sogenannte Gattungsbegriffe in Deutschland nicht einzeln schützbar sind. Schließlich kommt die Frucht des Apfelbaums schon in der Bibel vor. Das dürfte reichen, um zu belegen, dass Apfel ein Gattungsbegriff ist. Diese Meinung stützt auch die Recherche beim DPMA. Denn dort sind 313 Eintragungen mit Apfel bekannt. Es sind aber alles Apfel-Variationen wie ein „Fideler Apfel-Bauer“ oder „Apfel der zischt“.

Nebenbei zeigt die Recherche, dass Apple keine Markenrechte am Begriff Apfel hat. Insofern gibt es kein Markenschutzrecht, das Apple bei seiner Verweigerung stützt. Die Verweigerung der Namen ist willkürlich. Natürlich weiß ich, dass Apple traditionell peinlich auf seinen Namen achtet. Nicht immer mit Erfolg, denn 2013 unterlag Apple im Rechtsstreit mit dem Bonner Café Apfelkind.

Screenshot vom 01.07.2017

Screenshot vom 01.07.2017 – Bei iTunes darf der Apfelfunk noch Apfelfunk heißen. Warum dann nicht im App Store?

Sicher weiß das auch Apple. Trotzdem blockiert Apple zumindest in seinem App Store alles, was Apfel im Namen tragen will. Interessant ist dabei, dass das bisher nur im App Store passiert. Denn bei den Apple Podcast in iTunes dürfen Jean-Claude Frick und Malte Kirchner ihren Podcast weiter als Apfelfunk anbieten.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!

Denn anders als zum App Store haben auch Apple-Nutzer bei Podcasts Alternativen. Sie sind nicht darauf angewiesen, Podcasts über iTunes zu laden. Im App Store ist das anders. Da gibt es in der Apple-Welt keine Alternative. Deshalb ist das Verhalten von Apple im App Store ein Problem. Ich bin wahrlich kein Linker, aber Apple stellt sich hier außerhalb von Recht und Gesetz.

Apple befolgt offensichtlich nur die eigenen völlig intransparenten Regeln. Das ist Wasser auf die Mühlen derer, die grundsätzliche Probleme in der Macht von Unternehmen sehen. Mal losgelöst von der Frage, ob Staaten wirklich besser sind, Apple übt bei der Zulassung von Namen in seinem App Store eine willkürliche Zensur aus. In meinen Augen ist das ein echtes No-GO und geht gar nicht!

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