Da ist doch ein Nest…

oder wie Autoren im Weihrauchdunst zu ersticken drohen.

„Nur ganz kurz…“ war ursprünglich als Spielwiese geplant. Bisher gibt es hier Tipps und Ankündigungen, doch kurze Bemerkungen, kleine Glossen oder Wutausbrüche sollten hier ebenfalls ihren Platz finden. Der Leidensdruck war bisher wohl noch nicht groß genug, dass der Dampf seinen Weg ins Freie finden musste. Doch die lange Bank ist keine Lösung. Denn soeben hat sich das standhafte Ventil mit einem schrillen Pfeifen gen Decke verabschiedet. Dort steckt es nun im Stuck, wie das Projektil einer 45er Magnum.

Als wissenschaftlich erwiesen gilt mittlerweile eine interessante Verhaltensweise: Frauen machen sich nicht für die Männer chic, sondern für ihre Geschlechtsgenossinnen. Damit zeigen sie ihren Rivalinnen, wo der Hammer hängt. "Schau mich an! Du hast keine Schnitte. Also sieh zu, dass du Land gewinnst." Das gleiche Gehabe grassiert offenbar unter einigen Autoren, die in mehr oder weniger anspruchsvollen Publikationen die Öffentlichkeit kulturell auf dem Laufenden halten. Ihre Artikel sind ihr Make-up, ihr obszön teurer Friseur und ihr knackiger Hintern in den 300-Euro-Jeans. Mit jeder eleganten Wendung, dem schönsten Vergleich und den vor Sachkenntnis aus allen Nähten platzenden Nebensätzen brezeln sie sich auf. Die höchsten Stilettos sind gerade gut genug, selbst wenn der Gang auf ihnen oftmals eierig ist.

"Nein, was siehst du heute wieder gut aus, aber dieser Lippenstift…! Hast du den im Dunkeln gekauft?" Dieses von einem Eidechsengrinsen begleitete Kompliment durchdringt kaum die ätzende Wolke aus Haarspray und Parfum. Im Weihrauchdunst hingegen drohen die Autoren zu ersticken, die sich mit schmalen Lippen gegenseitig Lobeshymnen singen. Verausgaben sie sich in ihren Rezensionen nur deshalb, weil sie die panische Angst vor Kollegendresche antreibt?

Verbissen verstrickt in ihre Konkurrenzkämpfe vergessen sowohl die aufgeplusterten Rivalinnen, als auch die sich in ihren Texten selbst darstellenden Autoren (und Autorinnen), wem sie eigentlich gefallen wollen. Dickes Rouge und glitzerndes Gebamsel können viele Männer gar nicht haben, denn beides vernebelt ihnen den Blick auf das Wesentliche. Eitelkeit übertüncht oftmals die natur-schönen Informationen, nach denen der Leser auf der Suche ist.

Nachtrag: Sollte sich ein Vogelkundler auf diese Seite verirren, so kläre er doch bitte auf, welches avangardistische Tier das oben abgebildete Nest gebaut hat. 

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