Die GROSSE ist zurück im Kunstpalast

Von heute an bis zum 11.März findet wieder die Grosse Kunstausstellung NRW statt.

„Flachware ist gefragt!“, so der Vorsitzende des Vereins zur Veranstaltung von Kunstausstellungen Axel Vater ironisch. Nicht inhaltlich flach natürlich, sondern flach im Format sollten die Werke sein, die sich der geneigte Sammler anschafft.

Sofabilder wenn möglich bitte, in einem handlichen Format, denn wer hat zu Hause schon die Räumlichkeiten, eine große Installation oder eine ausladenden Plastik zu stellen. Die "Flachware" an sich ist eigentlich eine Zeitung; flach im Unterschied zum Buch, so will es zumindest der Druckerjargon.

Spräche man jedoch im Zusammenhang mit der Kunst zumindest von "Flachwerken", so hätte diese Formulierung einen weniger absurden und despektierlichen Unterton. Doch der Kunstmarkt, so scheint es, liebt die Flachware. Besonders die seit der Erfindung der Fotografie totgesagte Malerei ist nicht erst im Fahrwasser der Neuen Leibziger Schule wieder stark im Kommen.

Die rund 270 Künstlerinnen und Künstler zeigen vielleicht auch deswegen hauptsächlich ihre Flachware im besten Sinne. Großformatige Malereien, fotografische Serien, Wandobjekte und einige Installationen bieten sich nebst Preisschild zu einem ausgiebigen Rundgang an. Denn die Grosse Kunstausstellung NRW ist und war schon immer eine Verkaufsausstellung.

Axel Vater blickt kurz zurück auf die Geschichte der traditionsreichen Ausstellung: "Der Lauf der Caravaggio-Ausstellung in diesem Hause hat unseren üblichen Termin verschoben. Immer zur Jahreswende kamen sonst die Düsseldorfer in den Kunst Palast, um hier ihre Kunst zu kaufen." Bereits 1898 wurde der "Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen" gegründet. In der Nachfolge der großen Salons, ähnlich dem "Grand Palais" in Paris, forderten Düsseldorfer Künstler einen dauerhaften Ausstellungsort.  Der 1902 errichtete Kunstpalast wurde fortan die Heimat der "Grossen Kunstausstellung".

Nach der 1902 sehr erfolgreich ausgericheteten "Industrie- und Gewerbeausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke, verbunden mit einer Deutsch-Nationalen Kunstausstellung" erhielt sie 1906 endgültig ihren heutigen Namen. Seitdem wird die große Schau von den Künstlern selbst organisiert und auch finanziert.

Die diesjährige Sonderausstellung polnischer Fotografie begründet sich auf einem traditionell engen künstlerischen Austausch zwischen den Künstlern beider Nationen. Die von Irek Kulik kuratierte Schau zeigt klassische und experimentelle Fotografie, sowie digital bearbeitete Werke und Videoinstallationen aus den letzten dreißig Jahren.

Aber vor allem der Gegenwart und der sogenannten "jungen Kunst" gilt das Interesse der Veranstalter. Deshalb wird jährlich ein Förderpreis vergeben, der in den letzten elf Jahren an insgesamt sieben Künstlerinnen vergeben wurde. Auch das Jahr 2007 bringt einer Frau den Preis: Die 1974 geborene Dänin Sara Katrine Thiesen erhält ihn für ihre Videoinstallation "Black Box: Dreaming Darling". Im Blick zurück auf die eingangs erwähnte Flachware, kann man ihr in diesem Zusammenhang kaum ein verstärktes kommerzielles Interesse vorwerfen. Laut Axel Vater war die Künstlerin sogar zu scheu, sich einem Pressegespräch zu stellen.

Den "Kunstpreis der Künstler" erhält in diesem Jahr die 1936 in Potsdam geborene Künstlerin Chris Reinecke für ihr Gesamtwerk. Aus der umfangreichen Werkreihe "Mappa Mundi" (Weltkarte) zeigt sie grafische Arbeiten, die den Betrachter zum Entdecken einladen. Durch vielfältige Schichten von Papieren und Bögen kann er sich eine Welt hineinblättern, die sich wie eine musikalische Partitur liest.

Wer sich also in die "Grosse" begibt, der muss sich durch die Werke jeder erdenklichen Ausdrucksform hindurchackern, denn die Arbeit eines Art-Consulters können die Veranstalter nicht übernehmen. Der durchschnittliche Besucher wird ganz allein abwägen müssen, ob er 100 Euro oder 100 000 Euro zu investieren bereit ist. Umso besser, wenn sich dann der Eine oder Andere völlig gegen die Trends des Marktes entscheidet und einfach nur das kauft, was ihm gefällt. 

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