Houseparty 2: Einmal Kribbeln für viel Geld bitte.

Über Geschmack läßt sich bekanntlich streiten. Doch es gibt Fälle, in denen die Gesundheit weit über den individuellen modischen Vorlieben steht. Bei der Zusammenstellung der Garderobe eines Kindes sollte natürlich auf seine Wünsche Rücksicht genommen werden, doch ein Laissez-faire ist hier, wie in vielen anderen heiklen Situationen auch, vollkommen unangebracht. Denn oft entwickelt der Schützling ein absurd übersteigertes Verhältnis zu einzelnen Kleidungsstücken, zu anderen wiederum gar keins. Veitstänze auf der einen und verzweifeltes Taktieren auf der anderen Seite sind deshalb im täglichen Ringkampf um die noch jungen Eitelkeiten keine Seltenheit.


Kind
(wütend):"Du bist unfair!"

Mutter
:"Ja ja, ich weiß!"

Sie ist die unfairste und gemeinste Mama der Welt. Sie hat sich damit abgefunden und sich demütig in ihr Schicksal ergeben. Sie ist unfair, weil ihr Kind die Ringelmütze vom letzten Winter aufsetzen musste, damit ihm auf dem Schulweg nicht die Ohren abfrieren. Sie ist unfair, weil sie mit ihrem Kind losgezogen ist und unter seinen Begeisterungsrufen eine neue, coole Mütze gekauft hat. Für sauteuer und extraweich! Besonders gemein und unfair ist sie sicherlich, weil das Kind die super-coole Mütze nun auch noch aufsetzen soll.

Mutter
:"Es ist Winter und du bist zarte sieben Jahre alt. Alle deine Klassenkameraden tragen Mützen und sehen mit ihren hippen Kopfbedeckungen teilweise alles andere als cool aus. Also, wo ist das Problem?"

Kind
:"Die Mütze kribbelt so komisch! Darf ich mein Arsenal-Trikot anziehen?"

Die gemeinste Mama übergeht die Frage nach dem hauchdünnen Fußball-Shirt souverän und ist ein bisschen stolz auf sich.

Mutter:"Mützen kribbeln anfangs immer. Hast du sie mal eine Weile auf, dann vergeht das Kribbeln."

Kind
:"Na gut."

Mutter
:"Habe ich da ein „Naaaguuut“ gehört?"

Den Kampf um den roten Unterziehrolli hatte sie aus Zeitnot erst gar nicht angefangen, doch nun kann sie ihr Glück kaum fassen. Die unfairste Mama der Welt muss nicht mehr über den Sinn und Unsinn einer Mütze diskutieren und verbringt einen Morgen voller entspannter Freude.

Ihre Erinnerungen tragen sie zurück zu jenem Tag, als ihre gemeinste Mama der Welt das böse G-Wort sagte:"Zieh bitte deine Gummistiefel an. Es regnet in Strömen!" "Nein!" "Doch!" "Mama, ich kann doch keine blauen Gummistiefel zu einer braunen Hose anziehen!" "Du gehst nicht zu einer Modenschau, sondern in die Schule. Zieh die Gummistiefel an, wir müssen los!" Vor ihren Klassenkameraden, so erinnert sie sich weiter, schämte sie sich in Grund und Boden. Doch damals ging es um Gummistiefel – also bitte -, nicht um ein hübsches Accessiore, das zufällig die Ohren warm hält. 

Am Mittag strömen aus der Schule die uncoolsten und blödsinnigsten Mützen, die
der Modemarkt in dieser Saison auf den Markt gespuckt hat: Kappen mit
Hörnchen und Fellbürzeln Modell "Hofnarr", kreischend bunte Ungetüme und natürlich auch die unvermeidliche matschfarbene Version, der schon von weitem anzusehen ist, dass das Lama seine Wolle auch wirklich freiwillig abgegeben hat. 


Kind
:"Wir haben drei Hausaufgaben auf. Zwei in Mathe, eine in Deutsch." 
Mutter:"Wo ist deine Mütze?"

Kind
:"Im Tornister!"

Mutter
:"Setze sie bitte auf, es ist sehr kalt!"

Kind
:"Nein, sie kribbelt so komisch!"
eine andere Mutter:"Zeig mir mal die Mütze. Neee, die ist ja aus Wolle. Also ich kaufe ja nur Fleece. Das kratzt überhaupt nicht!"
Kind (grinst):"Mama, warum haben wir keine Fleece-Mütze gekauft?"

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