Von wegen brotlos! (I)

Willkürliche Stichproben: Die teuersten Kunstwerke der Welt

„Die Kunst ist ein brotloses Gewerbe“ so wird oft und immer wieder behauptet. Maler wie Vincent van Gogh und viele andere Schicksalsgenossen mussten dieses Vorurteil leben. Hungernd und bibbernd hielten sie an ihrer Kunst fest, ohne sich im doppeltem Wortsinn zu „verkaufen“.

Bis in den Wahnsinn, bis in den Tod arbeiteten sie besessen an ihren Ideen, trieben die bildende Kunst voran, erneuerten sie und schufen die theoretische und praktische Basis für folgende Künstlergenerationen. Ihrer Zeit voraus konnten sie den Ruhm für ihren Starrsinn erst posthum ernten.

Die Preise, die die Arbeiten von Vincent van Goghs Malereien heute erzielen, muss ich hier nicht weiter diskutieren. Ein Vorfall ist jedoch ebenso traurig, wie erwähnenswert, denn er entriss den Augen der Öffentlichkeit ein Gemälde von unschätzbarem künstlerischen Wert. Aus dem Privatbesitz eines namentlich nicht genannten Sammlers versteigerte das Auktionshaus Christie's 1990 das Gemälde Vincent van Goghs "Portrait des Dr.Gachet" von 1890. Der Japanische Geschäftsmann Ryoei Saito erhielt den Zuschlag für 82,5 Millionen Dollar.

Raffgier oder Anbetung?

Schwups und weg war das Ding. Ein Meisterwerk der Kunstgeschichte verschwand einfach so, erst in einem Tresor und dann mit Ansage spurlos. Er würde das Bild vor seinem Tode verbrennen oder es mit in sein Grab nehmen, soll der Sammler gesagt haben und tatsächlich ist "Dr.Gachet" seit dem Tode des überspannten Käufers im Jahre 1996 unauffindbar.

Eine Sammelleidenschaft kann sehr grelle Blüten treiben, doch ein solches Maß an Egoismus lässt den Japaner – ebenfalls posthum – noch viel wahnsinniger dastehen, als es Vincent van Gogh an seinen schlimmsten Tagen war. Und außerdem, wenn Saito das Bild tatsächlich vernichtet hat oder er gar Schulter an Schulter mit dem armen "Dr.Gachet" in seinem Grab vor sich hin modert, hätte er überhaupt das Recht dazu?

Tresor oder Badezimmer?

Er hatte das Bild für viel Geld in seinen Besitz gebracht. Ob er es nun in einen Tresor sperrt, in seinem Bad aufhängt oder in tausend Stücke hackt, müsste doch eigentlich ihm überlassen sein, denn jeder darf sein Vermögen versenken, wie er gerade lustig ist. Oder hätte er der moralische Verpflichtung nachkommen müssen, das berühmte Bild nach seinem Tode der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen? Ganz nebenbei, ein guter Freund meiner Familie hatte einen Franz Marc in der Gästetoillette hängen. Wie auch immer, Gerüchte sagen, dass ein Unbekannter in der Hoffnung auf eine weitere Preisteigerung den Dr. Gachet" in seinen Besitz gebracht hat.

Spontan fallen mir mindestens 20 Bilder und Skulpturen ein, die ich bei mir horten und bestimmt nie wieder hergeben würde. Doch davon später mehr.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert